Strompreisentwicklung in Deutschland – Eine Bestandsaufnahme

22 April 2013 Keine Kommentare

Aktuelle Debatten rund um die Strompreisentwicklung in Deutschland – eine kritische Bestandsaufnahme.

Strompreis: Taschenrechner und Geld

Die Strompreise wurden im letzten Jahr um fast 15% angehoben

Kaum eine Debatte erhitzt derzeit die Gemüter so sehr wie die Strompreisentwicklung in Deutschland. Erst Ende letzten Jahres haben fast alle Stromanbieter den Preis um 10 bis 15 % angehoben, da die Umlage zur Förderung der erneuerbaren Energien (EEG-Umlage) um 47 % auf nunmehr 5,3 Cent je Kilowattstunde gestiegen ist.
Seit dem Jahr 2000 hat sich der Preis für eine Kilowattstunde fast verdoppelt, wobei in den letzten Jahren vor Allem die massive Förderung der erneuerbaren Energien zu einer rasanten Preisentwicklung beitragen hat, die vor Allem das Haushaltsbudget von Familien und Geringverdienern stark belastet. Auch für mittelständische Unternehmen verkörpern die steigenden Strompreise zunehmend eine akute Gefahr in punkto globale Wettbewerbsfähigkeit. So genannte energieintensive Betriebe werden derzeit mit Rabatten von der vollen Wucht der Preissteigerungen noch weitestgehend verschont. Sozial gerecht ausgestaltet erscheint die Strompreisentwicklung in Deutschland aber keinesfalls.

Die Energiewende zeigt sich für Verbraucher leider bis dato nur als Preistreiber

Ein aktueller Blick auf das politische Geschehen zeigt, dass eine “große Lösung” in weiter Ferne ist, zumal auch die von Bundesumweltminister Altmaier geplante Strompreisbremse nun endgültig vom Tisch ist. Dabei könnte die Energiewende zu einem echten Erfolgsprojekt werden und Deutschland weltweit in eine exzellente Position bringen.
Schon jetzt zeigen Wind- und Sonnenenergie, was sie zu leisten im Stande sind. So wurde am 18. April diesen Jahres ein neuer Weltrekord aufgestellt: Alle Wind- und Solaranlagen in Deutschland produzierten 36.000 Megawatt, was der Leistung von ca. 30 hochmodernen Atomkraftwerken entspricht. Dabei überflügelten die erneuerbaren Energien sogar zu bestimmten Zeiten die Stromleistung konventioneller Kraftwerke.
Dass aber am derzeitigen System etwas Grundlegendes nicht funktioniert, zeigt die Tatsache, dass Deutschland Ökostrom in großen Mengen an das Ausland verschenkt, während die Verbraucher hierzulande unter den hohen Kosten ächzen. Prof. Manuel Frondel vom Wirtschaftsinstitut RWI fasst die Entwicklung wie folgt zusammen: “Das Dilemma ist: Je mehr grüner Strom produziert wird, umso höher die Zuschüsse der Verbraucher“. Durch die zunehmende Menge an produziertem Ökostrom fallen aber die Preise an der Börse. Folge dieses Kreislaufes: “Es wird immer teurer für die deutschen Verbraucher.”

Welche Antworten gibt die Politik auf die Strompreisentwicklung?

Einig sind sich die Politiker nur darin, dass die Energiewende ein Erfolg werden muss. Was allerdings die Einbremsung des Strompreises angeht, so zeichnet sich vor der Bundestagswahl kein Kompromiss mehr ab. Jüngst forderte SPD Chef Sigmar Gabriel, dass sich die CDU bei der Senkung der Stromsteuer einen Ruck geben müsse. Laut SPD und Grünen sei dies der einzig sinnvolle und wirksame Weg, um die Bürger spürbar zu entlasten.

Die Strompreisbremse des Bundesumweltministers ist endgültig gescheitert

Die “Strompreisbremse” sollte eigentlich Peter Altmaiers großer Wurf werden, doch nun ist sein Plan in den Interessenskonflikten von Bund und Ländern zerpflückt und für gescheitert erklärt worden.
Altmaier hatte geplant, die EEG-Umlage einzufrieren und sie dann nur noch um 2,5 % pro Jahr steigen zu lassen. Die Opposition, insbesondere die Grünen, zeigten sich nach dem Scheitern hochzufrieden, wobei Kritiker dem Umweltminister ohnehin ein pures Wahlkampfmanöver vorwarfen. “Das Gute an der Absage ist, dass damit auch die Energiewendebremse abgesagt ist“, betonte Gerd Rosenkranz von der Deutschen Umwelthilfe.
Der nordrhein-westfälische Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD) forderte vor wenigen Tagen, dass sich “die Bundesregierung […] bei der Frage Stromsteuer bewegen” muss. Schon deren Verringerung um 25 % würde ein Volumen von ca. 1,6 Milliarden Euro ausmachen, “also eine wirkliche Entlastung“.

Im Wahlkampfmodus scheinen sinnvolle Lösungen für Privathaushalte und Wirtschaft nicht realisierbar

Der kurze Einblick in die politische Diskussion und die Stellungnahmen rund um die gescheiterte Strompreisbremse zeigt, dass die großen Parteien schon komplett dem Wahlkampfmodus verfallen sind. Ein großer Wurf, der eine Entlastung für Haushalte und Unternehmen bewirken würde, ist vor dem 22. September 2013 nicht mehr zu erwarten. Und so ist es sehr wahrscheinlich, dass 2014 durch ein erneutes Ansteigen der EEG-Umlage zwecks Ökostromförderung die Strompreise steigen werden. Trotzdem gibt es eine gute Nachricht, denn Verbraucher können und sollten aktiv werden, um sich die besten Stromtarife zu sichern. Und auch die Energiewende kann im privaten Rahmen als renditestarkes Investitionsprojekt genutzt werden, um sich von der hier beschriebenen Strompreisentwicklung abzukoppeln.

Welche Handlungsmöglichkeiten ergeben sich für Verbraucher, um Preissteigerungen zu mindern?

Jeder Verbraucher kann sich online auf renommierten Vergleichsportalen (www.strompreis.org) mit wenigen Klicks den günstigsten Tarif suchen und direkt das Antragsformular beim neuen Anbieter einreichen. Der schnelle Onlinevergleich ist durchaus lohnenswert, zumal nur wenige Angaben (Postleitzahl und die Jahresverbrauchsmenge an Kilowattstunden) anzugeben sind. Wer sich informiert, kann das Haushaltsbudget schnell und risikolos schonen. Regionale Preisunterschiede durch abweichende Netzentgelte, Transportkosten oder Preisstrategien der Anbieter können von Verbrauchern gezielt ausgenutzt werden. Auch die Bundesregierung möchte dafür sorgen, dass der Stromversorgerwechsel in Zukunft noch einfacher wird. In diesem Sinne soll die Kündigungsfrist bei so genannten Grundversorgungstarifen von derzeit vier auf zwei Wochen verkürzt werden.

Energiewende aktiv im privaten Kontext gestalten und mehr Unabhängigkeit genießen

Der jüngste Weltrekord der erneuerbaren Energien zeigt, welches Leistungspotenzial in diesen Zukunftstechnologien steckt. Verbraucher, die sich von der Strompreisentwicklung abkoppeln möchten, sollten selbst aktiv werden und ein renditestarkes Investitionsprojekt in Angriff nehmen, das zudem staatlich gefördert werden kann.
Mit einer Photovoltaikanlage auf dem Dach lassen sich die Stromkosten nachhaltig senken. Ein hochmodernes Blockkraftheizwerk (BHKW) im Keller kann ein ganzes Haus mit Strom und warmem Wasser versorgen, wobei Zwischenspeicher für Energiesicherheit sorgen.
Die Energiewende bietet Hausbesitzern die Chance, sich versorgungstechnisch autarker zu machen und gleichzeitig einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten. Staatliche Prämien für die Förderung bzw. für eingespeisten Strom geben Privatinvestoren ein hohes Maß an Planungssicherheit.

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